7. Februar 2025

Hypnose für mehr Harmonie

Eifersuchtsprobleme über das Unterbewusstsein lösen

Lesezeit: 6 Min.

von Rebecca Zweigle

Hypnose ist seit 2006 wissenschaftlich anerkannt. Allerdings nur für bestimmt Anwendungsfelder, wie beispielsweise zur Entwöhnung vom Rauchen. Werner Reindl bietet in seiner Praxis in Neustadt an der Waldnaab ebenfalls Hypnose an. Er behauptet, damit auch Menschen mit krankhafter Eifersucht helfen zu können. Kann das funktionieren?

Im Schnitt drei Sitzungen

Aller guten Dinge sind drei. Dieses Motto teilt auch Werner Reindl. Der 61-Jährige ist Logopäde, Sprecherzieher und Hypnotherapeut. Ja, richtig: Hypnotherapeut. Mit Hypnose ist es ihm nach eigenen Aussagen möglich, Menschen zu helfen, besser mit ihrer krankhaften Eifersucht umzugehen. Drei Sitzungen braucht er im Schnitt dafür. „Im Prinzip geht es darum, einen Zugang zum Unterbewusstsein zu bekommen“, erklärt der gebürtige Weidener. Das gelingt über den Zustand der Trance. „Trancen sind immer Zustände, in denen wir sehr entspannt oder sehr fokussiert sind“, erklärt der studierte Pädagoge und Sprecherzieher. Seine Ausbildung zum Hypnotherapeuten hat er an einem Hypnose-Institut in Berlin absolviert.

Tatsächlich sind Trancen Alltagsphänomene. Sie passieren, wenn wir beispielsweise ein spannendes Buch lesen und schließlich feststellen, dass wir vier Stunden lang darin geschmökert haben. Dabei kam es uns doch wie wenige Minuten vor. Der Psychologe Ernest Rossi wies in verschiedenen Studien nach, dass jeder Mensch täglich 45 bis 90 Minuten in eine leichte Trance verfällt.

Werner Reindl will in seiner Praxis mit Hypnose unter anderem Patienten helfen, die extrem eifersüchtig sind.
Foto: Rebecca Zweigle

Nur wenige Patienten mit extremer Eifersucht

Diese Annahme nutzt Reindl als Ausgangspunkt. Da jede Person diesen Zustand kennt, könne theoretisch jeder hypnotisiert werden. „20 Prozent der Menschen sind sehr suggestibel, also besonders empfänglich für Hypnose“, erläutert er. Wegen Problemen mit krankhafter Eifersucht kämen jährlich zwischen einer und fünf Personen zu ihm. Insgesamt habe er zwischen 400 und 500 Patienten im Jahr. Der Anteil der Eifersüchtigen ist also verschwindend gering.

An einen Fall erinnert sich Reindl trotzdem noch besonders gut. Der Kunde war extrem eifersüchtig. Dessen Frau war ständig unterwegs. Sie feierte und kam erst in den frühen Morgenstunden zurück, die Wochenenden verbrachte sie bei angeblichen Freunden. Schließlich war sie schwanger. Allerdings nicht von Reindls Klienten, sondern von einem fremden Mann, den sie mutmaßlich während einer der Partynächte und Wochenendausflüge kennengelernt hatte.

Berechtigte Eifersucht oder nicht?

Nach einem Vorgespräch am Telefon, kam der Mann in die Hypnose-Praxis in Neustadt an der Waldnaab, die Reindl seit zwölf Jahren führt. In Weiden hat er ebenfalls eine Praxis. Allerdings ausschließlich für Logopädie. Zurück zur Hypnose in Neustadt: „Als erstes kläre ich, ob die Eifersucht berechtigt ist oder nicht“, sagt Reindl. In diesem Fall war die Antwort für ihn offensichtlich: Definitiv. In der ersten Sitzung macht er mit seinen Kunden meist Übungen, die das Selbstwertgefühl steigern sollen. So auch mit dem eifersüchtigen Herren. Personen, die übermäßig eifersüchtig sind, hätten oft ein geringes Selbstbewusstsein. Stark vereinfacht gesagt, geht es darum, ein positives Selbstbild zu manifestieren mit Aussagen wie: „Ich bin gut, so wie ich bin.“ Diese „Manifestationen“, die im Fachjargon Suggestionen heißen, passieren im hypnotisierten Zustand. Der Grund: in Trance sind Menschen empfänglicher dafür. Tatsächlich wies der Psychologe Stephen Kosslyn in einer Studie nach, dass das Gehirn unter dem Einfluss von Hypnose nicht mehr zwischen Realität und Suggestionen unterscheiden kann. Hypnose, wie Reindl sie praktiziert, hat nichts mit den typischen Klischees zu tun. Schwingende Pendel und Kunden die plötzlich, wie besessen, anfangen zu lachen oder zu schreien, gibt es bei ihm nicht. Um seine Klienten zu hypnotisieren, sollen die sich in seiner Praxis auf eine Liege legen. Eine Kuscheldecke ist darauf drapiert. „Da geht es darum, körperliche Entspannung zu erzeugen.“ Liegen die Patienten des Hypnotiseurs, sagt er Dinge wie: „Spüre, wie der gesamte Körper ganz schwer wird.“ Für die geistige Entspannung sollen die Klienten rückwärts zählen. Viele schaffen es nicht einmal bis 95. Dann sind sie in Trance. Die Augenlider flackern, die Stimme wird tief und die Gliedmaßen plumpsen einfach nach unten, wenn Reindl sie wenige Zentimeter anhebt.

Negative Gefühle auflösen

Er beschreibt das weitere Vorgehen so: „In der zweiten Sitzung versuchen wir, die negativen Gefühle aufzulösen.“ Dafür bemüht der Hypnotiseur sich, gemeinsam mit seinen Kunden, den Auslöser für die schlechten Empfindungen zu finden. Beim Beispiel-Klienten also den Moment, der seine krankhafte Eifersucht verursacht hat. Regression nennt sich dieses Zurückversetzen in die Vergangenheit. Dafür gibt er den hypnotisierten Kunden verschiedene Fragen und Assoziationen an die Hand. Im Fall des eifersüchtigen Mannes: „Lass eine Situation aufsteigen, in der du die Eifersucht fühlst. Wann war dass das letzte Mal der Fall?“ Dann erzählen die Klienten. Reindl beginnt anschließend zu zählen – von eins bis zehn. Die Kunden sollen ihre Empfindung immer stärker werden lassen. Es folgt die entscheidende Frage: „Wann hast du dich zum ersten Mal so gefühlt?“ Meistens kommen Erzählungen aus der Kindheit. Der Herr, der wegen seiner Eifersucht bei Reindl ist, habe von der Trennung seiner Eltern in der Kindheit berichtet, über die vielen Liebhaber seiner Mutter, die er hörte, wenn sie bei ihnen zuhause zu Gast waren. Das war wohl der Auslöser für die Eifersucht: Das Gefühl, dass andere der Mama wichtiger sind, als er selbst.

Die dritte Session ähnelt der zweiten. Reindl versucht, übrige negative Gefühle aufzulösen. Teile der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie (DGH), in der vor allem Psychotherapeuten und Ärzte Mitglied sind, kritisierten die Methode in der Vergangenheit. Durch das Zurückgehen zu negativen Erlebnissen und Gefühlen, könne sie hypnotisierte Personen retraumatisieren, wenn eine positive Bearbeitung der schmerzhaften Ereignisse im Anschluss fehlt. Doch Reindl gibt auf seine Klienten acht. Er zeigt ihnen, wie sie ihr kindliches Ich trösten können, wenn sie in schlimme Erlebnisse von früher zurückversetzt werden.

Keine Garantie auf Erfolg

Viele Menschen seien gegenüber der Hypnose durchaus skeptisch. „Manche haben Angst, dass sie dann manipulierbar und ferngesteuert sind.“ Tatsächlich ist Hypnotherapie seit 2006 durch den Beirat Psychotherapie der Bundesärztekammer wissenschaftlich anerkannt. In Bezug auf Eifersucht finden sich im entsprechenden Gutachten allerdings keine Aussagen. Der Beirat Psychotherapie bestätigt eine positive Wirkung bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen, Reizdarmbeschwerden und Insomnie. Bei Abhängigkeiten von Nikotin und Methadon könne Hypnose bei der Entwöhnung helfen. Auch Geburtsschmerzen, Migräne und die Folgen von Chemotherapien können gemildert werden. Reindl kann nicht garantieren, dass die Hypnose bei der Bewältigung von Eifersucht hilft. Die Menschen müssten sich vor allem darauf einlassen. Bei all seinen Patienten habe die Behandlung allerdings funktioniert. Er betont: „Menschen, die mal so krankhaft eifersüchtig waren, werden immer dazu tendieren, zweimal hinzusehen, was der Partner macht.“ Damit Reindls Klienten an diesen Punkt kommen, müssen sie einiges an Geld in die Hand nehmen. Von der Krankenkasse übernommen werden die Sitzungen nicht. Drei Hypnose-Sessions kosten 900 Euro. Und wie wir wissen, sind für Reindl aller guten Dinge bekanntlich drei.

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