8. Juli 2025

Hashimoto

Wenn der Körper sich selbst bekämpft

Lesezeit: 3 Min.

von Sabine Fuchs

Es beginnt oft schleichend. Ein bisschen müder als sonst. Etwas unkonzentrierter. Die Haare dünner, die Haut trockener, das Herz ein wenig melancholischer. Muskelschmerzen. Wahrscheinlich einfach nur gestresst. Die Symptome sind diffus, so dass die Krankheit oft viele Jahre fortschreitet, bis die Diagnose für die Autoimmunerkrankung der Schilddrüse endlich steht: Hashimoto-Thyreoiditis.

Was klingt wie ein japanisches Gedicht, ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen überhaupt – und sie betrifft vor allem Frauen. Neun von zehn Betroffenen sind weiblich, viele zwischen 30 und 50. Der Körper beginnt dabei, sich gegen die eigene Schilddrüse zu richten. Jenes kleine Organ am Hals, das viel mehr steuert, als man ahnt: Energie, Stimmung, Stoffwechsel, Temperatur und Konzentration. Bereits 1912 beschrieb der japanische Arzt Hakaru Hashimoto die ungewöhnliche Entzündung der Schilddrüse, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Dies zeigt sich im Anfangsstadium der Krankheit oft in Symptomen einer Überfunktion. Langfristig führt es durch die sich wiederholenden Entzündungsprozesse und das zerstörte Gewebe jedoch zu einer fortschreitenden Unterfunktion. Das vielschichtige Beschwerdebild: Müdigkeit, Gewichtszunahme, Frieren, depressive Verstimmungen, Konzentrationsprobleme und vieles mehr. Die Symptome sind oft diffus, von Patientin zu Patientin unterschiedlich, und werden leicht mit Stress oder temporärem Unwohlsein verwechselt. Wertvolle Zeit, die verlorengeht. Die Diagnose erfolgt durch Bluttests, bei denen bestimmte Antikörper sowie der Hormonspiegel bestimmt werden.

Hashimoto auf einen Blick

Bei der Erkrankung handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift und durch den fortschreitenden Entzündungsprozess zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt. Das Tückische: Hashimoto schleicht sich langsam an. Oft dauert es Jahre, bis sie erkannt wird. Laborwerte wie erhöhte TSH-Werte, erniedrigte Schilddrüsenhormone (fT3, fT4) und vor allem Antikörper gegen Schilddrüsengewebe (TPO-Antikörper und TG-Antikörper) liefern schließlich die Diagnose.

Einige typische Symptome:

  • Ständige Müdigkeit und
  • Erschöpfung
  • Gewichtszunahme, trotz
  • unveränderter Ernährung
  • Frieren, trockene Haut, Haarausfall
  • Stimmungstiefs, depressive Verstimmungen
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Muskelschmerzen
  • Trockene Augen

Wie wird diagnostiziert?

Bluttest mit Bestimmung von:

  • TSH (Regelhormon der Schilddrüse)
  • fT3 und fT4 (aktive Schilddrüsenhormone)
  • TPO- und TG-Antikörper (Hinweis auf Autoimmunprozess)
  • Ultraschall der Schilddrüse

Behandlung:

  • Lebenslange individuell
  • dosierte Einnahme von Schilddrüsen-Hormonen (Levothyroxin)
  • Regelmäßige Kontrolle der Werte beim Arzt
  • Geduld, bis sich das hormonelle Gleichgewicht einpendelt

Selbstfürsorge:

  • Auf ausreichend Schlaf und
  • Erholung achten
  • Entzündungshemmend essen (z. B. viel Gemüse, Omega-3, wenig Zucker, glutenarm)
  • Stress reduzieren – z. B. durch Yoga, Meditation, Spaziergänge
  • Achtsam mit deinem Energiehaushalt umgehen

Wichtig ist auch eine gute Versorgung mit bestimmten Mikronährstoffen: Viele Hashimoto-Patienten profitieren zusätzlich von Selen und Vitamin D. Letzteres befindet sich bei Hashimotoerkrankten meistens signifikant unter den Referenzwerten.

Viele Frauen leben mit Hashimoto, ohne es zu wissen.
„Ich war ständig erschöpft – bis ich wusste, warum.“

Die gute Nachricht:

Hashimoto ist behandelbar. Zwar lässt sich die Autoimmunreaktion bisher nicht heilen, doch mit der Gabe von Schilddrüsenhormonen, meist Levothyroxin, können die Symptome gelindert und die Lebensqualität wiederhergestellt werden. Wichtig sind eine individuell angepasste Therapie, regelmäßige Kontrollen und Geduld: Es dauert oft Wochen oder Monate, bis sich das hormonelle Gleichgewicht einstellt. Das Krankheitsbild von Hashimoto ist sehr komplex: auf immunologischer, metabolischer und psychischer Ebene. Eine ganzheitliche Betrachtung, ärztliche Begleitung und eigenverantwortliche Selbstfürsorge bilden die tragenden Säulen im Umgang mit dieser Erkrankung. Wer gut informiert ist, versteht nicht nur die Signale seines Körpers besser, sondern kann auch aktiv zur eigenen Lebensqualität beitragen. Neben der medizinischen Versorgung kann auch ein bewusster Lebensstil helfen: stressarmes Leben, entzündungshemmende Ernährung, achtsamer Umgang mit dem eigenen Körper. Denn Hashimoto ist nicht nur eine körperliche Erkrankung, sondern oft ein stiller Weckruf, innezuhalten und sich selbst in den Mittelpunkt zu setzen.

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