4. Dezember 2024

Laura Scharnagl


High-Fashion-Laufstege. Shootings mit weltberühmten Fotografen. Werbespots.

Lesezeit: 6 Min.

von Julia Hammer

Laura Scharnagl lebt ihren Traum. Das Model arbeitet für international bekannte Marken, lebt in der Fashion-Metropole New York. Ein Traum, den sie sich hart erarbeitet und sich selbst dabei nie aus den Augen verloren hat.

Laura ist schön, willensstark. Und sie fühlt sich angekommen – in der schillernden Millionenmetropole New York, in der sie seit 2021 lebt. „Lange dachte ich, dass ich es hier als Model nicht schaffen kann, aber die harte Arbeit hat sich gelohnt. Manchmal stehe ich zwischen all den Wolkenkratzern und kann es immer noch nicht glauben, dass ich hier mein Leben aufbaue und als Model arbeite.“

Schon als Laura zwölf Jahre alt ist, ist sie 1,77 Meter groß. „Meine Tante hat mir gesagt, dass ich es mit dem Modeln versuchen sollte, weil ich viele Voraussetzungen mitbringe“, erinnert sie sich und lacht. „Anders als andere Mädchen habe ich damals aber nicht davon geträumt.“ Das ändert sich, als sich die heute 29-Jährige 2012 bei dem Erfolgsformat „Germany’s Next Topmodel“ bewirbt. Die gebürtige Konnersreutherin überzeugt mit ihrer Ausstrahlung, ihrem Körper, ihrem Willen. „Ich habe schon während der Sendung gemerkt, dass ich hauptberuflich modeln will. Das Laufstegtraining, die Shootings, das hat mir Spaß gemacht. Auch die Bestätigung von Star-Fotografen wie Kristian Schuller hat mir gezeigt: Das ist ein Weg, den ich gehen will.“ Laura schafft es unter die Top 10, wird deutschlandweit bekannt und gefragt.

Foto: Dominik Garban

Erfolg ohne Stempel

„Rückblickend war die Teilnahme bei GNTM für meine spätere Karriere eher kontraproduktiv. Ich habe oft gehört: Wir wollen keine Reality-Stars. Deshalb habe ich meine Modelmappe umsortiert und bin ohne diesen Stempel zu Castings gegangen.“ Gleichzeitig schafft sich Laura „ein zweites Standbein“. Nach der Show geht sie zurück an die FOS in Weiden und macht ihr Abitur. „Keine halben Sachen“, sagt sie. Mit dem erfolgreichen Abschluss in der Tasche will sie die erste Mode-Metropole erobern: Berlin. Ihr Ziel: High Fashion. „Nachdem ich in die Hauptstadt gezogen bin, hat mich eine Agentur unter Vertrag genommen. Eine gute Agentur ist wichtig, weil sie einen Überblick über den Markt hat. Die Branche ist nicht einfach und nicht jeder meint es gut mit dir.“ Doch schnell merkt Laura, dass der deutsche Markt für sie nicht profitabel ist – der anderer Länder hingegen schon. Für mehre Monate lebt und arbeitet sie in Istanbul, dann in Mailand, modelt und shootet für international renommierte Marken wie Michael Kors, Bobbi Brown und L’Oréal. „Ich wollte immer ein High-Fashion-Model sein. Auf den Laufstegen der Welt, für die bedeutendsten Designer laufen. Das habe ich sehr geliebt.“

Anspruch und Druck

Trotz all der „unvergesslichen Erlebnisse“ kennt Laura auch den Druck, dem Models ausgesetzt sind. „Man muss hart im Nehmen sein. Man geht zu 100 Castings und bekommt vielleicht zwei Jobs. Ablehnung und Zurückweisung gehören zum Alltag. Ich habe gelernt, dass man ein extrem gutes Selbstbewusstsein braucht.“ Auch, wenn es um den eigenen Körper geht. Noch immer gilt: je schlanker, desto erfolgreicher. „Auf dem Laufsteg ist der Druck groß. Vor allem die französischen und italienischen Marken wollen: dünn und groß. Ich habe viele Mädels erlebt, die das in eine Essstörung gestürzt hat. Das ist bei mir glücklicherweise nie passiert, weil ich nie so versessen auf den Erfolg war.“ Kurz überlegt sie, dann erzählt Laura: „Mir sind zwei Situationen in Erinnerung geblieben, die mich bis heute sprachlos machen. Ich habe mich damals für einen Laufstegjob beworben. Ich hätte ihn bekommen, wenn ich zugesagt hätte, dass ich zwei Wochen vorher nichts mehr esse. Das habe ich abgelehnt. In Mailand wurde mir geraten, mir zwei Rippen entfernen zu lassen, um eine dünnere Taille zu bekommen. Das muss man sich vorstellen: Eine schwere OP für ein paar Zentimeter weniger. Aber ich bin mir immer treu geblieben.“

Foto: Dominik Garban

Puppe bei Versace

2017 wagt Laura das Abenteuer Asien. Sie zieht nach Hongkong und merkt schnell: „Dieser Markt ist für mich als Model extrem profitabel.“ Sie wird gut gebucht, findet schnell Anschluss, baut sich ein großes Netzwerk auf und genießt die Stadt, in die sie sich „sofort verliebt“ hat. „Während der vier Jahre in Asien habe ich mein Portfolio weiter aufgebaut, um meinem großen Ziel näherzukommen: irgendwann nach New York zu ziehen. Dabei habe ich auch so manch skurrile Dinge erlebt“, erinnert sie sich und lacht. „Einmal stand ich als Ausstellungspuppe im Shop von Versace in Hongkong und begrüßte die Kunden. Die anderen Models und ich wurden stundenlang als lebende Puppen gebucht.“ Noch in Hongkong beginnt sie parallel das Fernstudium Medien- und Kommunikationsmanagement. „Ich werde nicht mein ganzes Leben lang modeln können. Deshalb ist mir auch hier ein zweites Standbein wichtig.“

Im September 2021 sitzt sie endlich im Flugzeug. Ihr Ziel: New York. „Ich war bereit und wusste: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Ich kann es schaffen.“ Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut. Auch, wenn ihr Leben nicht so luxuriös ist, wie man vielleicht vermuten könnte. „Man sieht in den Medien dieses eine Prozent an Topmodels, beispielsweise Gigi Hadid oder Heidi Klum, die natürlich im Luxus leben. Aber die ,Arbeitsklasse der Models’ ist davon weit entfernt. Auch ich lebe mit einer Freundin in einer WG. Alleine könnte ich mir keine Wohnung leisten. New York ist unglaublich teuer und nicht immer ergattert man einen Job.“ Doch Laura liebt ihr Leben in ihrer „Traumstadt“. Ihre Tage, von denen keiner dem anderen gleicht. Castings, Shootings, spontane Termine. „Nebenbei lerne ich für die Uni. Und natürlich gibt es hier viel zu entdecken. Es ist überwältigend.“ Neue Stadt, neues Glück, neue Ausrichtung – auch, was das Modeln angeht. „Da ich jetzt nicht mehr so dünn sein kann und auch nicht mehr sein will, habe ich im Bereich High-Fashion kaum noch Chancen. Deshalb gehe ich jetzt in die konventionelle Richtung. Das bedeutet, dass ich neben den Fotoshootings auch Werbespots drehe. Ein Bereich, der mir wahnsinnig viel Spaß macht.“

Wunderschöne Kulissen, Star-Fotografen, rote Teppiche – bei all dem Glamour hat Laura nie ihre Wurzeln vergessen. „Ich habe oft Sehnsucht nach der Oberpfalz, meiner Familie. Meine Eltern haben mich immer unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Wird mir der Großstadt-Trubel zu viel, reise ich in die alte Heimat. Das erdet.“ Laura lebt ihren Traum. „Ich habe in den vergangenen zwölf Jahren darauf hingearbeitet, mich als Model zu beweisen und nach New York zu ziehen. Nun will ich im Jetzt leben und jeden Augenblick genießen.

Erschienen in #Oberpfälzerin, November 2024

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