2. Dezember 2025

Alles andere als abgekocht

Stilsicheres Küchen-Makeover
– mit Kreidefarbe und Kreidelack

Lesezeit: 5 Min.

von Sabine Fuchs

Rauschende Partys, Pasta-Abende mit Freunden – 
deine Küche ist in die Jahre gekommen oder du wünschst dir einfach Abwechslung? Anstatt die qualitative Maßanfertigung gleich in die Wüste zu schicken, lohnt sich oft ein zweiter Blick. Denn manchmal liegt die Lösung bereits in einem Topf Kreidefarbe, Kreativität und unerschütterlichem Vertrauen in DIY.
Los geht´s.

Kreidefarbe hat in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt – und das aus gutem Grund: Sie ist atmungsaktiv, kommt häufig ohne Lösungsmittel oder schädliche Dämpfe aus und lässt sich vielseitig verarbeiten. Kreidefarbe trocknet schnell, haftet gut ohne aufwendiges Abschleifen (je nach Untergrund genügt ein leichtes Anschleifen), und sie lässt sich wunderbar kreativ einsetzen: ideal für Shabby Chic, Landhausstil oder skandinavische Interieurs – sogar für moderne Küchenfronten. Der große Vorteil von Kreidefarben? Ihre Vergebungsbereitschaft. Unebenheiten, Macken oder Holzmaserungen müssen nicht kaschiert werden, sondern verleihen noch Individualität. Das macht sie sogar geeignet für Küchenfronten aus Massivholz, MDF oder furnierte Flächen. Der Look: authentisch, unprätentiös, warm.

Kreidefarbe oder Kreidelack?

Der feine, aber entscheidende Unterschied: Beide klingen ähnlich, doch sie verhalten sich wie Satin und Seide – verwandt, aber mit eigener Textur.

Kreidefarbe ist samtig-matt, atmungsaktiv und verleiht Oberflächen diesen wunderbar pudrigen Look, der Möbel wie von innen heraus leuchten lässt. Sie eignet sich perfekt für Landhausküchen, Vintage-Looks oder alle, die den Charme des Unperfekten lieben.

Kreidelack hingegen ist robuster, wasserabweisend und glatter in der Oberfläche: ideal für Bereiche, die stärker beansprucht werden, etwa Fronten in Spül- oder Herdnähe. Er vereint die Optik von Kreidefarbe mit der Strapazierfähigkeit klassischer Lacke.

Der Zauber beginnt im Detail

So verführerisch es klingt, einfach drauflos zu pinseln, aber Vorbereitung ist alles:

  1. Reinigung: Fett und Staub sind die natürlichen Feinde der Haftung. Küchenfronten gründlich entfetten, etwa mit einem milden Anlauger oder Essigreiniger.
  2. Schleifen: Materialabhängig und selten nötig. Ein sanftes Anschleifen (Körnung 180 bis 240) sorgt für Haftung, ohne das Material zu beschädigen.
  3. Abkleben: Griffe abmontieren, Glasflächen und Arbeitsplatten sorgfältig abkleben – Präzision zahlt sich hier aus.
  4. Grundierung: Besonders bei glatten oder dunklen Oberflächen empfiehlt sich eine Haftgrundierung. Sie verhindert das Durchscheinen alter Farben und sorgt für ein gleichmäßiges Finish.

Herbstglanz in Kreide

Von sanftem Moosgrün über karamelligen Safran bis hin zu tiefem Bordeauxrot – der Herbst 2025 hat seine Farbpalette definiert. Und dieses Jahr begegnet sie uns nicht nur in der Mode, sondern hüllt auch unsere Interieurs in warme, matte Eleganz. Für alle, die auf Umbruch, kreative Statements und das gewisse Je-ne-sais-quoi setzen.

Auf die Farben, fertig los!

Darauf solltest du bei der Farbauswahl achten: Pigmentstärke und Deckkraft

  • Gute Kreidefarbe sollte mit einer Schicht schon halbwegs decken. Schwache Farbtöne brauchen oft zwei Schichten, was im Endeffekt mehr Materialkosten und Arbeit bedeutet.

Nun beginnt der kreative Teil. Ob Pinsel, Rolle oder Farbsprüher:

  • Mit dem Pinsel entstehen leicht sichtbare Strukturen – charmant und handwerklich.
  • Die Rolle liefert eine gleichmäßige, moderne Optik.
  • Der Sprüher sorgt für Perfektionisten für das fast industrielle Finish.
  • Zwischen den Anstrichen die Farbe vollständig trocknen lassen.

Versiegeln für den Alltag

Damit der neue Look auch dann hält, wenn es mal heiß hergeht, braucht er eine schützende Schicht:

  • Für Kreidefarben eignet sich ein transparentes Wachs oder ein matter Klarlack. Wachs erzeugt eine warme, fast samtige Oberfläche, Lack dagegen mehr Robustheit.
  • Kreidelacke benötigen meist keine zusätzliche Versiegelung – sie sind bereits widerstandsfähig und pflegeleicht.

Ein Tipp für Vielkocher: Bereiche um Herd und Spüle zusätzlich mit Klarlack schützen, um Fettflecken und Feuchtigkeit keine Chance zu geben.

Pflegeleicht und Langlebig

Die neue Oberfläche ist pflegeleicht: feuchtes Abwischen genügt. Aggressive Reinigungsmittel sind tabu, aber ein milder Allzweckreiniger hält die Farben strahlend. Und das Beste: Sollte nach einigen Jahren wieder Veränderungslust aufkommen, lässt sich Kreidefarbe problemlos überstreichen. Kreidefarbe und Kreidelack sind die idealen Partner für alle, die ihrer Küche mit wenig Aufwand ein hochwertiges Makeover verpassen möchten. Sie verbinden Ästhetik mit Funktion, Natürlichkeit mit Langlebigkeit – und eröffnen unzählige kreative Möglichkeiten. Wer also auf der Suche nach einer charmanten, nachhaltigen und unkomplizierten Lösung ist, sollte Kreidefarbe für Küchenfronten unbedingt auf die Merkliste setzen.

Von der Farbe zur Atmospähre

Farbe verändert nicht nur Räume, sondern auch Stimmungen. Sanfte, pudrige Töne schaffen Ruhe und Wärme, dunkle Farben wie Navy oder Anthrazit verleihen Eleganz und Struktur. Mutige Akzente, etwa ein senfgelber Küchenblock oder eine petrolfarbene Insel, machen selbst kleine Räume zu Statements. Wer mag, kann Griffe austauschen oder mit Gold- und Messingdetails Akzente setzen. So wird aus einem DIY-Projekt ein echtes Interieur-Statement.

Foto: Johanna Nübler

Foto: Johanna Nübler

Farbtipp Greige – Die Farbe zwischen den Welten

Kaum ein Ton verkörpert moderne Zurückhaltung so elegant wie Greige – eine subtile Mischung aus Grau und Beige. Weder kühl noch warm, weder laut noch blass, ist sie die Nuance, die Räume erdet und zugleich veredelt. Greige wirkt wie ein tiefes Einatmen: ruhig, sanft, unaufgeregt und ist dabei erstaunlich wandelbar. In der Küche entfaltet dieser Farbton seine ganze Stärke. Er harmoniert mit natürlichen Materialien wie Holz, Stein oder Messing ebenso wie mit klaren, modernen Linien. Besonders im Zusammenspiel mit matten Kreidelacken entsteht ein Look, der Ruhe ausstrahlt, aber keineswegs langweilig wirkt. Ein Farbton für alle, die Understatement lieben und dennoch ein Gespür für feine Nuancen haben. Greige ist die neue Neutralität: ein Chamäleon zwischen Zeitlosigkeit und Trendbewusstsein.

Foto: Johanna Nübler

Headerbild: Johanna Nübler
Erschienen in „#Oberpfälzerin“, Herbst/Winter-Ausgabe 2025
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