Du entscheidest.
Kolumne
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von Sabine Fuchs
Auf den Fischkuttern werden beladene Krabbenkörbe ohne Deckel transportiert. Es ist kein Ausbruchsschutz nötig, denn die wirbellosen Tierchen behindern sich gegenseitig auf dem Weg in die greifbare Freiheit. Zuverlässig. Sobald es eine Krabbe strampelnd an den Rand des Korbes geschafft hat, wird sie von ihren Mit-Krabben mit eisernem Griff schleunigst am Beinchen festgehalten und wieder abwärts auf den Boden der Tatsachen geholt. Da geblieben. Du kommst hier nicht weg. Lass uns gemeinsam untergehen.
Um der otto-normalen Krabbe nun nicht die Strategie des Foulspiels zu unterstellen, sei erwähnt: Mutter Natur hat Schuld. Genau genommen: der Greif- und Klammerreflex.
Ich konnte in meinem bisherigen Leben Frauen beobachten, privat, aber auch beruflich, die anderen Frauen den Weg versperrt haben, Platzanweiser waren und mit selbstbefeuerter Motivation in die Rolle der Beinfesthalterin geschlüpft sind. Genauso durfte ich Frauen kennenlernen, die unbeirrt an mich und andere geglaubt haben, Türen öffneten und die Hand raus aus dem Körbchen gereicht haben. Alle waren wichtig.
Persönliche Freiheit bedeutet, entscheiden zu können und Gedanken und Handlungen zu wählen – unabhängig von denen anderer. Wie lange möchte ich im Körbchen strampeln, bis ich eine frische Meeresbrise (Gestaltungs-)Freiheit abbekomme, nach der mein Herz schreit? Routine oder Risiko? Wie hilfsbereit bin ich selbst? Wie selbstlos fördere ich andere, sofern es in meiner Macht steht? Bin ich Gatekeeper des Krabbenkorbes und habe Sorge, eine andere könnte höher, weiter, schneller sein? Oder freue ich mich über ihren Erfolg?
Noch immer: In männerdominierten Arbeitswelten müssen sich Frauen gegen männliche Monokulturen durchsetzen. Frauen wird es deutlich schwerer gemacht, sich entsprechend zu beweisen. Konkurrenzsituationen werden dabei oft subtil und auf der Beziehungsebene ausgetragen, Enttäuschungen persönlich genommen. Selten geht es um Rang und Position, meist um Sonnen- und Schattenplätze.
In der Oberpfalz gibt es – soweit ich weiß – keine nennenswerte Anzahl an Fischkuttern. Was hat nun die Meeresgetier-Metapher mit der letzten Seite dieses Heftes zu tun?
Gemeinsam mit anderen Frauen ist diese Ausgabe entstanden. Klugen, kreativen, begabten und gutaussehenden Frauen. Ich bin stolz auf jede Einzelne. Wie Bolle. Und Oskar.
Führe ich gern. Oh ja.
Unterstütze ich gern? Und ob.
Bildlich passend zu Krabben und Körben dieses wunderbare Zitat der Tennislegende Serena Williams: