11. Dezember 2024

Janine Bauer

Schön. Selbstbewusst. Willensstark.

Lesezeit: 2 Min.

von Julia Hammer

Das ist Janine Bauer. Die 31-Jährige liebt das Leben. Ein Leben, dass sie am 4. September 2019 fast verloren hätte. Die junge Frau aus Falkenstein ist mit ihrem Motorrad unterwegs. „Wir waren zu zweit und wollten noch eine Strecke fahren“, erinnert sie sich. Janine fährt voraus, erwischt eine Linkskurve nicht und prallt mit voller Wucht gegen ein vor ihr befestigtes Kurvenschild. Bei dem Aufprall wird ihr linker Arm abgetrennt, „ein glatter Durchschnitt“.

Sofort wird Janine in eine Klinik geflogen. Zwei Wochen liegt sie im Koma. Eine Zeit, in der die Ärzte acht Mal versuchen, ihren Arm wieder anzunähen – ohne Erfolg. Janine kämpft – und überlebt. „Als ich wieder aufgewacht bin, wusste ich nichts mehr. Das erste, was ich sah, war das Strahlen einer Intensivschwester. Sie hat gesagt: ,Schön, dass Sie wieder wach sind.‘ Das hat mir sehr geholfen, weil sie mir das Gefühl gegeben hat, ich sei in Sicherheit.“

Janine Bauer
(Bild: Sara Neidhardt)

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Wenige Momente später erfährt sie, dass sie ihren Arm verloren hat. „Doch das war nebensächlich. Ich war am Leben, das war wichtig. Zum Glück ist dieser ,oh Gott, mir fehlt ein Arm’-Moment nie gekommen.“ 15 Wochen verbringt Janine im Krankenhaus. „Egal, wer mich besucht hat, ob Familie oder Freunde, jeder hat mir das Gefühl gegeben, dass ich immer noch die Gleiche bin. Das hat gut getan. Sie haben mich von Anfang an gleich behandelt. Mein Umfeld ist für mich die größte Stütze. Auch heute merke ich, dass sie mich nicht als Belastung oder gehandicapt empfinden.“

Anfang 2024 hat sich Janine einer weiteren Operation unterzogen, der erste Schritt für eine Osseointegrierte Prothese. „Mir wurde ein Implantat in den Knochen des Stumpfes eingesetzt. Daran wird eine neue Prothese festgemacht, mit der ich greifen und den Arm bewegen kann.“ Heute kann sie dem Unfall auch Gutes abgewinnen. „Ich habe viele Menschen kennengelernt und Erfahrungen machen dürfen, die ich sonst nicht gemacht hätte. Und ich habe mein Wissen im medizinischen Bereich enorm ausgebaut. Ich will immer genau wissen, wie alles funktioniert“, erzählt sie und lacht.

Wenn Janine in den Spiegel blickt, findet sie sich schön. Vor allem ihr Gesicht und ihre Augen. „Dafür bekomme ich oft Komplimente.“ Ein großes Kompliment ist für die 31-Jährige auch, „wenn Menschen Zeit mit mir verbringen und dabei meine Behinderung vergessen. Das zeigt, dass sie nebensächlich ist.“ Ein großes Ziel hat Janine: Sie will wieder auf ihr Motorrad steigen. „Wenn das Implantat richtig verheilt ist und ich gut mit der Prothese umgehen kann, wird das möglich sein. Ich kann es nicht mehr erwarten.“

Erschienen in #Oberpfälzerin, Ausgabe Frühjahr 2024
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